Höchstens acht Jahre alt war ich, als ich mein erstes Tagebuch geschenkt bekam. Es war für fünf Jahre vorgesehen und hatte DIN A6-Größe - also nicht wirklich viel Platz für die Einträge. Aber für Sätze wie „Heute war ich nach der Schule spielen“ oder „Das war ein toller Tag“ reichte es allemal.
Irgendwie erfüllte mich das aber alles nicht so ganz. Also verschloss ich das Tagebuch an seinem kleinen Schloss, warf den Schlüssel weg und hielt meine frühe Blogger-Karriere für beendet.
Dennoch entdeckte ich später über ausführliche Einträge in meine Eumel-Schülerkalender das Tagebuchschreiben für mich neu.
Bald füllte ich über viele Jahre hinweg zahllose schwarz-rote Japankladden mit meinen Gedanken. Ich lernte über das Schreiben schwierige Situationen besser zu meistern, überwand meinen ersten, zweiten und auch dritten Liebeskummer per Tagebuch und verfluchte regelmäßig die Schule. Ja, nicht nur Mathe! Auch Deutsch war doof, denn es interessierte mich im Grunde genommen nicht die Bohne, was Goethe, Kleist, Schiller und Co. mir mit ihren ollen Texten sagen wollten. Eine literarische Karriere war also ausgeschlossen.
Und doch fand ich viele Jahre später den Zugang zum Schreiben.
Ich buchte Kurse zum Thema „Kreatives Schreiben“ und begann mit regelmäßigen Schreibübungen. Diese wiederum brachten und bringen meine Kreativität immer wieder ins Fließen.
Meine Texte und Geschichten „fließen“ auch einfach so aus mir heraus. Wenn ich den bewussten Verstand abschalte, bringe ich meine (manchmal tiefsten) Gefühle zum Ausdruck.
Ach ja, und Tagebuch schreibe ich heute auch wieder. Aber nicht mehr über Liebeskummer. :o)
Es ist warm, aber nicht zu heiß.
Es ist dunkel, aber nicht stockfinster.
Es ist still, aber nicht geräuschlos.
Es ist spät, aber nicht tiefe Nacht.
Es ist keiner hier, aber ich bin nicht einsam.
Es weht ein Lüftchen, aber kein Sturm.
Es riecht frisch, aber nicht aufdringlich.
Es ist gut, aber nicht perfekt.
Es ist das, was ich liebe, aber von ganzem Herzen.